Rathaustelegramm 18. August 2014

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Dieser Newsletter wurde am 18.08.2014 09:19:30 versendet
Oberstdorfer Wappen

[Sehr geehrte Frau Maria Mustermann]

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DIE SITUATION DER OBERSTDORF THERME

Neben den natürlichen Schönheiten sind touristische Infrastrukturen mit das wichtigste Angebot für unsere Urlaubsgäste. Bei den Bergbahnen ist dies zweifelsfrei der Fall, da dadurch die Entscheidung für eine Reise nach Oberstdorf getroffen wird. Weitere Angebote werden erwartet oder gewünscht, sind aber nicht unbedingt entscheidend für die Wahl des Urlaubsortes.
Vor Ort entsteht eine Diskrepanz zwischen dem bezahlbaren Angebot und einer Kostendeckung der Infrastruktur. Obwohl die Ansprüche steigen, sind Preiserhöhungen am Markt nicht durchsetzbar. Die Kostenschere geht insbesondere dort auf, wo Infrastrukturen überaltert sind und eigentlich neue Angebote geschaffen werden müssten.

Die Geschichte der Oberstdorf Therme

Vor diesem Hintergrund hatte sich die Marktgemeinde Oberstdorf Mitte der 1990er Jahre entschieden, die Therme an einen privaten Betreiber zu übergeben. In diesem Zeitraum wurden kommunale Mittel, insbesondere für den Saunabereich, investiert. Die Zusammenarbeit endete letztlich vor Gericht, nachdem der Verbleib von großen Finanzmitteln unklar und die Qualität von Dienstleistungen sowie die Bausubstanz strittig waren.

2007 übernahm die Gemeinde den Betrieb wieder selbst. Manche sprachen davon, dass zwischenzeitlich Gewinne privatisiert worden waren und die Gemeinde nunmehr den maroden Betrieb zurückbekam.
Es gab seinerzeit bereits Diskussionen, die Therme zu schließen oder aber an selber Stelle ein Hotel mit öffentlichem Bäderbetrieb als Alternative zu errichten. Gleichzeitig gab es auch Empfehlungen durch einen Immobilienexperten, die Therme einem externen Betreiber zu überlassen und sie an einen Hotelbetrieb zu koppeln. Stattdessen entschied die Gemeinde, die Therme weiter zu betreiben, um das Bade-Angebot dem Gast weiterhin anbieten zu können.

Im Jahr 2006 präsentierte ein anerkannter Fachmann im Bäderwesen dem Gemeinderat ein Gutachten, wonach eine Generalsanierung geschätzte 8,1 Mio. Euro kosten würde. Das Gutachten differenzierte dabei zwischen der alten Bausubstanz (Anfang der 1970er Jahre) und dem von den privaten Betreibern 1998 neu errichteten Sauna- und Thermalbereich, welchen der Gutachter als mangelhaft bezeichnete. Er kam zu dem Schluss, dass gerade diese „neueren“ Bereiche nur mit einem überdurchschnittlichen Kostenaufwand im Vergleich zur Altsubstanz saniert werden können. Trotz des Gutachtens, das punktuelle Verbesserungen als nicht zielführend beschreibt, fällte der Marktgemeinderat 2006 keine Entscheidung.
Seit 2007 ist die Therme wieder im Bestand der Gemeinde (Kurbetriebe), die jährlich Reparaturen sowie Sanierungsmaßnahmen im Wert von rund 120.000 bis 150.000 Euro durchführt.

Der Unterhalt der Oberstdorf Therme

Der Betrieb der Oberstdorf Therme ist defizitär.
Die Therme ist eine operative Einheit der Kurbetriebe Oberstdorf. Aus diesem Grund werden Tätigkeiten, die innerhalb der Kurbetriebe für die Oberstdorf Therme aufgewandt werden, nach einem Gemeinkostenzuschlagssatz an die Kostenstelle Therme weiterberechnet.
Die Oberstdorf Therme kann ohne einen finanziellen Zuschuss nicht bestehen. Der gesamte Zuschuss sowie der Defizitausgleich betrugen in den letzten sieben Jahren jährlich etwa eine Million Euro. Hierin enthalten sind rund 500.000 Euro aus Kurbeiträgen, die der Therme zur Ergebnisverbesserung zugewiesen werden. Würde die Therme als eigenständiger Betrieb funktionieren, müsste sie eigene Abteilungen wie zum Beispiel Marketing, Buchhaltung etc. vorhalten.
Diese Kostenstruktur mit den entsprechenden Zuweisungen sowie dem bekannten Defizit werden jährlich in den öffentlichen Haushaltsberatungen des Marktgemeinderates besprochen.

2012 bot sich die Möglichkeit, ein modernes und zeitgemäßes Bade- und Wellnessangebot für Oberstdorf und seine Gäste zu schaffen. Der Investor der aja-Gruppe wollte ein Hotelprojekt mit einem gleichzeitig öffentlich zugänglichen Badeangebot realisieren und bot so Oberstdorf die Chance für einen modernen Bäderbetrieb auf privatwirtschaftlicher Basis. Für das geplante Projekt war allerdings die Grundstücksfläche der Oberstdorf Therme zu klein, so dass der Standort im Karweidach ausgewählt wurde. Neben einem zusätzlich zu einem Hotelgebäude separat zugänglichen Baukörper mit einer Schwimmhalle sowie einem großzügigen Wellnessbereich, hätte es ein Außenschwimmbecken, einen Kinder- sowie einen Ruhebereich geben sollen. Der Gemeinderat stimmte diesem Konzept zu, weil es neben dem öffentlichen Bad auch noch weitere Vorteile wie zum Beispiel die Ausweitung des Bettenangebotes, eine zusätzliche Wertschöpfung sowie die Nutzung des brachliegenden Grundstücks Karweidach gebracht hätte. Nachdem keine staatlichen Fördermittel zur Verfügung standen, entschied der Investor aufgrund einer Finanzierungslücke, das Projekt nicht umzusetzen.

Die momentane Situation der Oberstdorf Therme

Der Betrieb der Oberstdorf Therme läuft wie gehabt weiter. Es gab zu keinem Zeitpunkt Bestrebungen, die Oberstdorf Therme ohne Alternative zu schließen.
Auch im Jahr 2014 sind erneut Reparaturen in Höhe von 150.000 Euro budgetiert. Der Sanierungsstau umfasst unter anderem auch eine veraltete Heizungsanlage sowie eine marode Fernwärmeleitung. Bereits seit 2011 gab es Überlegungen der Tourismusleitung, die ungenügende Heizungssituation rund um die Oberstdorf Therme, das Oberstdorf Haus und die Grundschule Oberstdorf zu verbessern und somit die Heizkosten zu reduzieren. Bereits damals wurden in den Haushaltsberatungen Investitionen in eine neue Heizungsanlage diskutiert.

Der Marktgemeinderat hat zu keinem Zeitpunkt eine Stilllegung oder Schließung der Therme beschlossen. Es gab nur einen positiven Beschluss für die Errichtung eines Hotels im Karweidach mit öffentlichem Bad.

Derzeit wird der betriebliche Ablauf der Oberstdorf Therme optimiert, um eine bessere Kostendeckung zu erreichen. Hierzu gehört auch beispielsweise die Abschaffung der Thermencard aufgrund einer Kostenunterdeckung sowie der Intransparenz und Erklärungsbedürftigkeit dieses Angebotes. Diese Maßnahme regte ein von Tourismus Oberstdorf beauftragter Berater aus dem Bäderwesen an, um die Angebotsstruktur für den Gast besser verständlich zu machen. Es stehen dem Thermengast weiterhin Alternativangebote mit Vergünstigungen zur Verfügung (zum Beispiel 10 plus 2 bzw. 10 plus3). Weitere Optimierungsmöglichkeiten werden analysiert und, wenn sie der Ergebnisverbesserung dienen, auch umgesetzt.

Die Zukunft der Oberstdorf Therme

Ob eine Sanierung und die ständigen Reparaturen die Zukunft der Oberstdorf Therme absichern, ist aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse fraglich. Plakativ kann man die Therme mit einem alten Auto vergleichen, das zwar fährt, aber immer öfter kostenintensive Reparaturen benötigt und so im Unterhalt sehr teuer ist, ohne eine sichtbare Verbesserung zu erzielen.

Zukünftig stellen sich die Fragen: „Was sucht der Gast?“ und „Was braucht der Bürger?“. Schaut man sich in anderen Gemeinden um, stellt man fest, dass diese auch defizitäre Bäder führen. Je nach touristischem Angebot stellen diese aber auch eine Reiseentscheidung für den Ort dar – im Gegensatz zu Oberstdorf. Hier ist die Oberstdorf Therme ein Zusatzangebot.
Die Organisations-Strukturen eines Bades sind von Destination zu Destination unterschiedlich: Sie werden teilweise in eigenen Gesellschaften geführt und Defizite durch allgemeine Abgaben ausgeglichen.

Wer heute den Erhalt der Oberstdorf Therme fordert, muss sich darüber im Klaren sein, dass in der nächsten Zukunft das Bad mit erheblichen Mitteln, auch aus Steuergeldern, finanziert werden muss.
Eine Sanierung ist aus dem laufenden Betrieb der Oberstdorf Therme sowie aus dem Haushalt der Gemeinde definitiv nicht möglich. Dazu bedarf es eines externen Investors oder einer neuen Schuldenaufnahme. Eine Finanzierung durch neue Steuern dürfte ebenso ausscheiden wie die Einführung kostendeckender Eintrittspreise.
Zusätzlich stellt sich die grundsätzliche Frage, ob das Angebot nach einer Sanierung überhaupt den heutigen Anforderungen und Bedürfnissen der Gäste und Bürger entspricht.

Der Wunsch, ein touristisches Angebot wie die Oberstdorf Therme zur erhalten, ist nachvollziehbar und wünschenswert. Natürlich ist zu einer solchen Fragestellung ein Bürgerbegehren ein legitimes und demokratisches Mittel der Bürgerbeteiligung und in der Gemeindeordnung geregelt.

Der Marktgemeinderat beschäftigt sich in der Sitzung am 18. September mit diesen Fragen. Thema wird hier auch die Beauftragung eines externen Beratungsunternehmens sein, das eine Strategie zur zukünftigen Ausrichtung der Therme, unter Berücksichtigung der touristischen Entwicklung sowie der Bedürfnisse der Oberstdorfer Bürger, erarbeiten soll. Dies schlägt die Verwaltung dem Marktgemeinderat zur Beschlussfassung vor. Hierbei soll aufgrund einer Bestandsaufnahme eine Analyse erfolgen, um Entscheidungen für eine zukünftige Entwicklung oder den Bestand der Therme zu ermöglichen.

Bis zu einer möglichen anderen Entscheidung läuft die Therme wie gewohnt weiter.

Herausgeber:
Markt Oberstdorf
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