Familienbeauftragte des Landkreises Oberallgäu tauschen sich in einem Workshop aus
Die Familienbeauftragten der Gemeinden sind Bindeglied zwischen Familien, Gemeinderat und -Verwaltung, Kreisjugendamt sowie den verschiedenen Akteuren der Familienarbeit. In einem Workshop des Landratsamtes haben sie sich unter der Moderation von Günter Katheder-Göllner zu ihrer Rolle und ihren Aufgaben sowie zur Familienfreundlichkeit der einzelnen Kommunen und des Landkreises ausgetauscht. Katheder-Göllner konnte aus seinen beruflichen Erfahrungen als langjähriger hauptamtlicher Familienbeauftragter des Landkreises Donau-Ries und Jugendhilfeplaner des Landkreises Augsburg wichtige Impulse setzen und von Praxisbeispielen berichten.
„Familien stehen vielen Herausforderungen gegenüber und haben besondere Bedarfslagen“ betonte die stellvertretende Landrätin Christine Rietzler in ihrem Grußwort. „Mit den Familienbeauftragten hat sich der Landkreis das Ziel gesetzt, das Thema Familie und Erziehung stärker in das Bewusstsein der kreisangehörigen Gemeinden zu rücken. Familien sollen einen Ansprechpartner haben, der sie in schwierigen Situationen unterstützt und an geeignete Stellen vermittelt. Dazu wurde ein Netzwerk an Familienbeauftragten aufgebaut, die untereinander Kontakt halten“. Den Familienbeauftragten dankte sie herzlich für ihren engagierten Einsatz und ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
In seinem Impulsvortrag wies Katheder-Göllner auf die Notwendigkeit hin, dass Gemeinden und Landkreis die Bedürfnisse und Bedarfe von Familien ernst nehmen müssen. Die demographische Entwicklung führt zu einer Überalterung der Gesellschaft. Jede Kommune muss aus politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen daran interessiert sein, jungen Menschen und Familien ein attraktives Umfeld zu bieten. „Damit Familien nicht abwandern und Gemeinden attraktiv für Zuzüge sind, bedarf es familienfreundlicher Strukturen und Angebote. Und hier kommen die Familienbeauftragten ins Spiel. Familienbeauftragte sind nicht nur Anlauf- und Beratungsstelle. Vielmehr können sie durch Projekte, Aktionen und Ideen zur Familienfreundlichkeit beitragen“ unterstrich Katheder-Göllner. Familienfreundlichkeit sei auch ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen. Er belegte mit aussagkräftigen Statistiken und Studien, dass Familienfreundlichkeit zur Gewinnung von Arbeitskräften beitragen könne. Zudem stiegen durch eine ausreichende Kinderbetreuung Berufstätigkeit und Kaufkraft und somit auch die Einnahmen durch die Einkommenssteuer.
Aber was macht eine Kommune familienfreundlich? Hierzu trugen die Teilnehmenden ihre Aktivitäten zusammen. Neben ausreichend Spielplätzen und Treffpunkten für alle Generationen wird eine den Bedürfnissen angepasste Kinderbetreuung und Jugendarbeit angeboten, ein umfassendes Ferienprogramm organisiert sowie ein aktives Vereins- und Dorfleben unterstützt. Wochenmärkte, Familien- oder Neugeborenentage werden von den Familienbeauftragten initiiert und organisiert Auch eine Willkommenskultur und Einbindung Neuzugezogener gehören dazu. Viele Gemeinden möchten Familien ausreichend Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Das muss nicht nur der Bauplatz für ein Eigenheim sein, auch wenn in manchen Gemeinden die Bauplatzvergabe familienfreundlich gehandhabt wird. Wichtig ist, dass junge Menschen und Familien, die bleiben wollen, bezahlbaren Wohnraum finden, insbesondere auch Mietwohnungen.
Bei alldem werden der Vernetzung der Vereine und der Wertschätzung der Ehrenamtlichen große Bedeutung beigemessen. Hierzu gibt es beispielsweise in einigen Gemeinden regelmäßige Vereinetreffen und Dankes-Essen.
„Es ist beeindruckend, was es für eine Vielzahl an familienfreundlichen Aktionen und Projekten bei uns im Landkreis gibt“ zeigt sich die Familienbeauftragte des Landkreises, Antje Piekenbrock erfreut. Sie hat den Workshop für die Familienbeauftragten organisiert. „Es ist wichtig, dass sich die Familienbeauftragten vernetzen und regelmäßig austauschen. Jeder kann vom Anderen lernen. Bei manchen Projekten bietet es sich auch an, dass sich Gemeinden zusammentun, um Synergien zu schaffen“, regte Piekenbrock an.
Auch über mögliche landkreisweite Aktionen machten sich die Familienbeauftragten Gedanken. Beispielsweise über einen Familientag oder einen Familienwegweiser bzw. eine digitale Familien-App. Dieses landkreisweite Informationsmedium mit umfassenden Informationen über grundsätzliche Familienleistungen von Bund und Freistaat, Beratungs- und Unterstützungsangebote, Termine, Veranstaltungen im Landkreis uvm. gibt es bereits in vielen bayerischen Landkreisen. Eine Vernetzung mit der Stadt Kempten wäre hierbei wünschenswert. Eine weitere Anregung aus dem Kreis war eine mögliche gemeinsame Ferienbetreuung verschiedener Unternehmen. Im besten Fall wäre hier das Landratsamt als Arbeitgeber auch mit dabei. Diese Ideen sowie auch den geäußerten Wunsch, dass der Landkreis seine Präventionsangebote in die Fläche ausdehnen könnte, nahm Regine Hoffmann (Gruppenleitung familienunterstützender Dienst) als Vertreterin des Landratsamtes mit ins Kreisjugendamt.
Günter Katheder-Göllner wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass für eine erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte auch personelle Ressourcen innerhalb des Landratsamtes notwendig seien. Genauso wichtig sei es, dass die gemeindlichen Familienbeauftragten Unterstützung aus ihrer Verwaltung und dem Gemeinderat erhalten.
„Neben vielen Ideen, Praxisbeispielen und Impulsen konnten die Teilnehmenden Kontakte knüpfen und persönliche Erfahrungen mitnehmen. Die Beauftragten sind hochmotiviert, den Landkreis attraktiv für Familien zu gestalten“ resümiert Piekenbrock.